Vergleich von klinischen, histopathologischen, therapeutischen Faktoren und Überleben zwischen 2510 männlichen und 307634 weiblichen Patientinnen mit bösartigen Neubildungen der Brust – Ergebnisse einer großen populationsbasierten Kohortenstudie in Deutschland

Hintergrund Bisher liegen nur wenige Daten zu Brustkrebs bei Männern vor. Die Therapieempfehlungen orientieren sich hauptsächlich an denen für postmenopausale Frauen. Die vorliegende Studie verglich klinische, histopathologische und therapeutische Faktoren sowie Überlebensraten zwischen Männern und Frauen mit bösartigen Neubildungen der Brust.

Methoden In der vorliegenden Kohortenstudie wurden retrospektiv Daten aus 18 deutschen klinischen Krebsregistern ausgewertet. Eingeschlossen wurden 2 510 männliche und 307 634 weibliche Patienten mit bösartigen Neubildungen der Brust.

Ergebnisse Männer zeigten zum Zeitpunkt der Diagnose signifikant schlechtere prognostische Faktoren, z.B. höheres Stadium und positive Lymphgefäßinvasion. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8,8 Jahren betrug die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate bei Frauen 80,4 % gegenüber 69,6 % bei Männern. Die aus der univariablen Cox-Regression abgeleitete Hazard Ratio betrug 1,759 (95 % KI: 1,652 – 1,873; p < 0,001). In der multivariablen Cox-Regression mit Anpassung für Alter bei Diagnose, Tumorseite, Histologie, Stadium, Grading, lymphatische und venöse Invasion, Hormonrezeptorstatus, HER2/neu, Ki-67 und Diagnosejahr war das Mortalitätsrisiko für Männer immer noch 1,322-fach höher als bei Frauen (95 % KI: 1,241 – 1,407; p < 0,001). Auch das rezidivfreie Überleben war bei Männern schlechter. Beim Vergleich system-ischer Therapien in entsprechenden Indikationsgruppen waren die Behandlungsraten bei Männern um 9,5% bis 23,8 % niedriger als bei Frauen. Die Einbeziehung systemischer Therapien in die multivariable Analyse änderte nichts am Unterschied des Mortalitätsrisikos zwischen Männern und Frauen. Allerdings wurde bei leitlinienkonformer Therapie bei Männern ein ähnlicher Überlebensbenefit wie bei Frauen beobachtet.

Diskussion Auch unter Berücksichtigung von unterschiedlichen Patienten- und Tumormerkmalen und Behandlungsraten bleibt das Sterberisiko bei Männern höher als bei Frauen. Andere Einflüsse wie Lebensstil oder biologische Faktoren könnten hierbei eine Rolle spielen.

Schlussfolgerungen Um die Ungleichheit zwischen dem Überleben bei Brustkrebs zwischen Männern und Frauen zu erklären und mögliche Verbesserungen für männliche Patienten zu finden, sollten zukünftige Projekte Lebensstil und biologische Faktoren mit einbeziehen.

Publication History

Article published online:
06 June 2023

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